Benedict McBain war ein ehrwürdiger Ritter von stolzem Geblüt, aber ohne Nachkommen. Dies mag wohl daran gelegen haben, dass er stets treu und unermüdlich seinem König diente.
Keinem Kampf ging er aus dem Weg, wenn es galt für König und Krone sein Blut zu lassen.
So konnte er sich nur unzureichend um seinen eigenen Landsitz kümmern, da es immer sein Schwert war, das den König schützte und in der Schlacht wagemutig und entscheidend vorpreschte.
Als er mit den Jahren in ein Alter kam, wo ihm die Luft beim Kampfe knapp wurde, bat er seinen König, nun, nach 40 Jahren treuen Diensten, in den Ruhestand gehen zu dürfen.
Mit dem Ruhegeld, das ihm nach all den Jahren zustand, könnte er sein Rittergut wieder instand setzen.
Doch der König, in samtene Kleider und edle Pelze gehüllt, antwortete ihm nur gleichgültig, die Staatskassen seinen leer, vom Kriege ausgezehrt. Er müsse sich schon selbst um seinen Unterhalt kümmern, er könne ja sein Land verkaufen.
Er, der König, würde ihm dafür 200 Silbertaler bieten. 200 Silbertaler, wo das Rittergut 100 Mal mehr wert war.
Doch wer sonst sollte es kaufen, niemand hatte in diesen Wirren des Krieges so viel Geld.
Traurig und zutiefst enttäuscht von seinem König verkaufte McBain notgedrungen sein Gut für ein Almosen von 200 Silbertalern.
Diese klägliche Summe erlaubte es ihm gerade einmal bei einem einfachen Sattler Unterkunft zu finden, in einer kalten und zugigen Kammer mit einem Lager aus Stroh.
Um seine Mahlzeiten zu entgelten, half er dem Sattler wo er nur konnte. Doch die 200 Silberlinge reichten nicht lange. Verbittert starb der edle Ritter schon wenige Jahre später an Unterernährung und Krankheit, ohne dass ihm noch zu Lebzeiten Gerechtigkeit widerfahren war.
So konnte seine Seele keine Ruhe finden und kreiste fortan dort, wo man sie so schändlich betrogen hatte – im Schloß des Königs.
Unentwegt störte sie dessen Ruhe, so dass der König des Nachts kein Auge mehr schließen konnte. Albträume quälten ihn ebenso wie ständige Appetitlosigkeit. Seine Haut nahm eine leichenfarbene Blässe an und er magerte zusehends ab.
Diesen geschwächten Zustand sahen Feinde des Landes als ihre Stärke und erklärten dem König den Krieg.
Es kam zur unvermeidlichen Schlacht, in der der kraftlose König ein nicht gerade ruhmvolles Ende fand, denn er sank einfach vor Schwäche tot um.
Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Benedict, bitte vergib mir!“
Wenn der König auch verstarb, die Schlacht war für die königlichen Truppen noch nicht verloren. Sie kämpften wie besessen und verließen am Ende das Schlachtfeld sogar als Sieger, wenn auch nur, wie es hieß, mit der Hilfe Gottes. Oder war es Benedict, der dem König nach dessen Reue noch ein letztes Mal half und in die Schlacht eingriff? Denn die Schwerter der Königstreuen schlugen so hart auf den Feind ein, als würden sie mit der Kraft von vier Fäusten geführt.
So fand die Seele des Benedict McBain ihre wohl verdiente Ruhe.