Die Geschichte von Malcolm dem Schmied

 

Die Geschichte ereignete sich in der Grafschaft Cornwall in Südengland, zu einer Zeit, als sich Brüder umbrachten, um an den Besitz des anderen zu kommen, zu einer Zeit wo Intrigen, Verrat und Ungerechtigkeit an der Tagesordnung waren. 

Die Armen stöhnten unter der Last der Steuern und wurden immer ärmer. Man nahm ihnen das Land und das Geld und wenn es der Wille eines Reichen war auch das Leben. 

So fristete unser Schmied sein Dasein außerhalb eines kleinen Dorfes, namens Carnegie.

Er besaß nur ein kleines Stück Land, gerade soviel, dass er etwas Getreide für das tägliche Brot anbauen konnte. 

Außerdem zählten zwei Schweine, eine Ziege und ein paar Hühner zu seinem Eigentum. Sein monatlicher Verdienst betrug gerade Mal 1 Pfund. Davon musste er seine Frau und acht Kinder ernähren. 

Das wäre noch gerade so gegangen, wenn da nicht der Steuereintreiber, ein rücksichtsloser brutaler Vogt gewesen wäre, der mit vier rauen Gehilfen die Steuern für den Landgrafen eintrieb. 

In Wahrheit aber betrog er den Landgrafen, indem er zwei Drittel der erpressten Summe für sich selbst behielt und nur ein Drittel an den Landesherren entrichte. Mit dieser vermeintlich geringen Steuersumme rechtfertigte er vor dem Landgrafen sein hartes und brutales Vorgehen gegen die Bevölkerung. 

Umgekehrt schürte er den Hass der Menschen gegen den Landesfürsten, obwohl dieser von den schamlosen Forderungen des Vogts nichts ahnte. 

Zudem war der Landesfürst ein gerechter Mann und keineswegs als geldgierig oder bösartig einzustufen, wie es der Vogt dem Volke weismachen wollte. 

Jedes Mal wenn der Vogt die Steuern eintrieb –  was viermal im Jahr geschah – wobei er sich stets auf seinen Landesherrn berief, quälte er die darbende Bevölkerung in gleichem Masse wie unseren Schmied. Riss die Zäune vom Schweinepferch ein, entwendete Hühner samt Eiern und zerschlug Tische und Bänke, so dass die arme Schmiedfamilie mehr Geld an Reparaturen aufbringen musste, als für die Steuern. 

Das Haus war schon so marode, dass überall der Wind durchpfiff. Nur mit Lehm und Heu dichtete man notdürftig die vielen Ritzen und Löcher. 

Trotzdem lehrte der Schmied seinen Söhnen Gerechtigkeit, Bruderliebe und Ehrlichkeit. Sie sollten nicht die Saat des Hasses in sich tragen, sondern durch gute Taten und Gemeinsamkeit stark werden. 

Die Kinder wuchsen heran und machten sich auf, um Arbeit zu finden. 

Da sie sich als sehr fleißig erwiesen und immer etwas mehr arbeiteten, als man von ihnen verlangte, ernteten sie Vertrauen von ihren Herren und erhielten obendrein etwas mehr Lohn. 

Zweimal im Jahr besuchten sie das elterliche Anwesen mit einem kleinen Säcklein Erspartem, das sie dem Vater überreichten, damit dieser das Haus herrichten könne. 

Dies tat er aber nur von innen, damit der Vogt nicht merkte, dass es der Familie besser ging.

Einige der Brüder gehörten wegen ihrer aufrechten Einstellung zu einem Bund, zu der auch der Bruder des Fürsten gehörte, dem sie unverblümt von den Missetaten des Vogtes berichteten. 

So geschah es eines Tages, dass in der Schmiede der Vogt wieder zu erwarten war. 

Ungestüm preschte er heran, zügelte sein Pferd dicht vor dem Tisch unter der Eiche, an dem gerade der Schmied mit seiner Frau und einem der Söhne aßen, warf diesen um und drohte mit der Peitsche auf den Schmied einzuschlagen, als wie aus dem Nichts der Bruder des Landesfürsten mit zwei edlen Rittern und drei Söhnen des Schmieds erschienen, wohl bewaffnet und zu allem entschlossen. 

Wie erstarrt ließ der Vogt seine Peitsche fallen, wollte etwas sagen, doch der Mund blieb ihm weit offen, vor Schreck und Angst. 

Als Strafe für die Unterschlagung und den Verrat am Land und seinem Herrn mussten der Vogt und seine Vasallen ihre Waffen abgeben und wurden zu lebenslangem Kerker verdammt – bei Wasser und Brot.

Von nun an entrichteten die Bürger bereitwillig ein Zehntel ihrer Einnahmen als Steuern und lebten in Frieden und Ruhe, ohne ständige Angst. 

Am Wohlergehen des Landes trugen sie ihren Teil bei so wie der Staat den seinen.