Die Himmel weinen

Die Himmel weinen: Eine indianische Sage

Beim Stamm der Hopi-Indianer pflegte man zur Wintersonnenwende den Lichtgott TAWA zu ehren. Bestandteil der Zeremonien war es, sich an den Lagerfeuern Geschichten zu erzählen.

Eine davon ist diese.

Eine uralte Überlieferung der Hopi- Indianer besagt, dass einst vor vielen Monden unsere roten Brüder in einer eisigen Welt lebten, in der die Gefühle zu erstarren drohten. Eine Welt voller Neid, Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Grausamkeit und Menschenverachtung prägten das tägliche Leben. Verzweiflung und Finsternis überdeckten die Erde und füllten die Herzen der Menschen.

Bei Tag war der Himmel durch eine dicke Wolkendecke verhangen, so dass ständige Dämmerung herrschte und tagelange Regengüsse das Land überschwemmten. Bei Nacht schenkte kein Stern sein flammendes Glitzern und der Mond verbarg voller Trauer sein Antlitz vor der Herzenskälte der Menschen.

 

Die bedrohlichen Schwaden am Himmel schienen wie eine undurchdringbare Wand zwischen Leben und Tod.

Nur der Weiße Adler KWAHU besaß die Macht durch diese Barriere hindurch zu stoßen, um dem Lichtgott TAWA Bericht zu erstatten wie es um die Gesinnung der Menschen bestellt sei.

Er, der reine und wahrheitsliebende Götterbote ist das einzige Wesen, das sich der Sonne nähern darf. Mit seinem scharfen Auge überblickt er die Stärke unserer Lebensenergie, der Grundenergie, die von Liebe und Licht genährt wird. Aber er lehrt uns auch, durch Veränderungen im Bewusstsein versteckte Energien in uns zu wecken und das geistige Emporsteigen zu fördern.

Besorgt kreiste KWAHU über die Völker der roten Rasse und beklagte deren Barbarei.

Nur ein Volk, nämlich das der Hopi, dessen Name übersetzt ‚Friede’ bedeutet, lebte weiterhin in Eintracht mit seiner Umwelt und seinen Nachbarn.

Sie führten keine Kriege, lebten tugendhaft im gegenseitigen Respekt und duldeten ihr Dasein ohne Murren.

Als die Jahre verstrichen und sich keine Einsicht unter den anderen Völkern einzustellen schien, rief TAWA besorgt seinen gefiederten Boten zu sich und trug ihm auf, zu dem Volk der Hopi hinabzufliegen und sie anzuweisen in 3 x 7 Tagen die Tugendhaftesten unter ihnen auf den heiligen Berg Bakhu, der den Himmel stützt, zu schicken und, ausgerüstet mit einem von ihm benannten Edelstein, das von Osten kommende Licht, das hinter dem Berg emporsteigt, einzufangen.

Mit der Verbreitung dieses Lichts, in dem sich alle Hoffnung und Liebe widerspiegelte, sollten sie die KACHINAS besänftigen, die Wettergeister, die auf dem heiligen Berg wohnen und über das frevelhafte und egoistische Leben der Menschen erbost waren und deswegen die Himmel verdunkelten.

 

Wenn gutherzige Menschen das Lied der Schöpfung singen, werden sie den wahren Weg finden, der von so vielen vergessen wurde, sagte TAWA.

Erst wenn Menschen durch die vier Elemente geläutert werden und wieder Menschenliebe in ihre Herzen einkehrt, kann das ewige Licht von neuem scheinen und sie werden sein wie das goldene Sonnenlicht.

Zustimmend senkte der imposante Adler leicht den Kopf und schwebte majestätisch auf seinen breiten Schwingen hinab, wie ihm geheißen.

Mit einem eindringlichen Schreien weckte er WANAPEKE, den Häuptling der Hopi-Indianer, der eilig aus seiner Felsenhöhle trat, um das edle Tier zu begrüßen.

Als das erhabene Wesen seine Botschaft überbracht hatte, verschwand es wieder aus dieser dunklen und unwirtlichen Welt ohne weitere Worte zu verlieren.

WANAPEKE aber machte sich umgehend daran, diejenigen zu versammeln, die sich besonders durch Edelmut ausgezeichnet hatten. Gleich am nächsten Morgen begaben sie sich in eine Mine, um den auserwählten Stein aus dem Fels zu lösen.

Nach 3×7 Tagen, so wie man es ihnen aufgetragen hatte, stieg der kleine Trupp auf den heiligen Berg und wartete auf das angekündigte Licht.

Es dauerte nicht lange, als über ihnen die Luft zu vibrieren begann und wilde Stürme entfesselte. Mitten aus diesem Getöse brach schrill schreiend der Weiße Adler hervor, stürzte über die Köpfe der Wartenden hinweg, um sich dann mit voller Kraft spiralförmig und mit kräftigem Flügelschlagen steil aufwärts durch die Wolkendecke zu bohren, ein beträchtliches Loch brechend, groß genug das Feuer TAWAS hindurchscheinen zu lassen.

Dieses verband sich fluoreszierend mit den zahlreichen Tränen der Wolken zu einem farbenprächtigen Regenbogen, der unmittelbar über den Köpfen der Auserwählten endete.

Seine Strahlen schillerten so kräftig, so bunt, dass die Hopis angesichts dieser noch nie gesehenen Schönheit fast gelähmt waren und erst nach und nach ihre Fassung wiedergewannen, um die mitgebrachten Edelsteine in sein wärmendes Licht zu halten. Aufgeladen mit Sonnenenergie trug jeder seinen funkelnden Kristall wie ein Amulett auf der Brust, um sein Herz zu erwärmen.

So floss  wieder Freude und Kraft in ihr Gemüt. Seine frohen Farben machten den grauen Tag heiter und schenkten durch ihr Leuchten Hoffnung. Seit diesen Tagen heißt der Stein OPU MAKU – Stein des Lichts, der Herzenswärme und Hoffnung spendet.

Mit neuem Mut begaben sich die liebenswürdigen Hopi-Indianer auf den beschwerlichen Weg, den anderen Völkern das Licht TAWAS zu bringen, auf dass ein neues Zeitalter anbreche und die KACHINAS die Leben spendende Sonne wieder erstrahlen ließen.

 

 

Aber die Männer der anderen Indianerstämme standen der Lichtbotschaft ablehnend gegenüber. Der Traum von Eintracht und Frieden schien damit durch Intoleranz und Unnachgiebigkeit jäh zerbrochen.

Wären da nicht die Frauen und Mütter gewesen, die sofort begriffen, welch einmalige Chance sich ihnen hiermit bot. Waren sie es doch, die Gebärenden, die wussten wie schwer es war Leben zu schenken und Leben zu erhalten während dies ihre Männer nur allzu leichtfertig aus Eitelkeit, Egoismus und verletztem Stolz aufs Spiel setzten.

Sie waren es, die Töchter der großen Muttergottheit KOKYANGWUTI, die eine neue Weltordnung schufen indem sie drohten, ihre Männer allesamt zu verlassen, wenn diese nicht endlich allen Feindseligkeiten entsagten. In die Enge getrieben besannen sich die Krieger und zeigten Einsicht. Gemeinsam erreichten sie nun, was vorher durch männliche Sturheit und Verblendung vereitelt wurde.

Es war vollbracht.

Der Himmel klarte auf, ließ die Natur aufblühen und schenkte den Menschen neue Zuversicht und Liebe.

Seit mehr als 3.500 Jahren, leuchtet im Volk der Hopi der OPU MAKU, der Bergkristall, als Stein des Lichts, das für Klarheit und Reinheit des Geistes sorgt und die innere Spiritualität fördert. In Erinnerung an den Sieg des Lichtes und zur Abwehr negativer Energien tragen die Indianerinnen den Bergkristall, zusammen mit anderen Edelsteinen, noch heute als Kette um den Hals.